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Bildungsexperte übt in punkto Abitur scharfe Kritik an Schüler-Petition

Bayern, Heimat, Tradition, Brauchtum - gestern, heute, morgen

Lehrerverband erkennt keine Anzeichen für erschwertes Abitur

Viel Staub aufgewirbelt hat unlängst das Mathe-Abitur in ganz Deutschland. In mehreren Bundesländern ( Bayern, Niedersachsen, Bremen, Hamburg und dem Saarland, in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Thüringen und Sachsen-Anhalt) haben sich Schüler über den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben beschwert und mit Online-Petitionen an ihre Kultusministerien gewandt. Die Petition aus Bayern beginnt mit den Worten "In den vergangenen Jahren sank das Leistungsniveau der Abiturprüfungen in Mathematik. 2016 war es anspruchsvoll, 2017 war es machbar, 2018 war es nahezu leicht und 2019 enthielt es plötzlich Aufgabenstellungen, die vorher kaum einer gesehen hatte."In Anbetracht dieser Begründung kann ich mir des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Bittschrift bezwecken will, dass die Aufgaben noch leichter gestellt werden sollten. Deshalb der "Sturm im Wasserglas". Die Jugend hat durch Greta Thunberg die Lust am Protestieren entdeckt um ihre Anliegen durchzusetzen. Sie hat Freude daran, in der Öffentlichkeit zu stehen und beklatscht zu werden. Mir ist zu dieser neuen Schüler-Aktion spontan der Gedanke eingeschossen: "Hätten sie mal lieber am Unterricht teilgenommen, statt sich am Schulstreik Friday for Future zu beteiligen"In Bayern und Niedersachsen kündigten die Kultusministerien an, die Abituraufgaben zu überprüfen. "Im Internet lässt sich Erregung schnell mobilisieren" so die Reaktion des Schulverbandspräsidenten Heinz Peter Meidinger, der ein Gymnasium im bayerischen Deggendorf leitet. Er betonte ausdrücklich, dass er keinerlei Anzeichen dahingehend erkennen kann, dass die gestellten Anforderungen zu schwer oder unlösbar gewesen wären. Im Gegenteil - die kritisierten Aufgaben seien "lehrplangerecht" gewesen. Im Übrigen hätten seine Mathe-Kollegen bereits weitgehendst Entwarnung gegeben, nachdem sie sich schon mal an die Korrektur gesetzt haben. Alles bleibe im Rahmen dessen, was in den vorangegangenen Jahren herauskam. Fazit: Es wird nicht jeder 15 Punkte bekommen, aber auch nicht jeder Null.

 

Dass die eigene Abiturprüfung ohnehin immer als die schwerste empfunden wird, darum weiß Michael Schwägerl, Vorsitzender des bayerischen Philologenverbandes aus eigener Erfahrung., wie er dem Bayrischen Rundfunk in einem Interview verriet. Betrachte man jedoch die Ergebnisse der vergangenen Jahre, so sehe man: "Die Durchschnitte in den Mathe-Ergebnissen unterscheiden sich nur um wenige Hundertstelnoten von einander."

 

Ich persönlich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Abiturprüfungen in allen vorgenannten Bundesländern unisono zu kompliziert, zu umfassend und zu problematisch waren. Da wurde einfach so nach und nach auf den fahrenden Zug aufgesprungen, genauso wie bei den Protesten zum Thema Klimawandel. Zumindest diese Lektion hat die Greta-Generation sehr schnell begriffen. Aber man muss natürlich erst abwarten, was bei der Überprüfung herauskommt, um sich ein Urteil bilden zu können.

 

Bayerns Kulturminister Michael Piazolo appellierte an die Schülerschaft, sich auf die nachfolgenden Abitur-Aufgaben zu konzentrieren. Das Mathe-Abi sei bereits gelaufen und jetzt stünden andere Herausforderungen an, die ihre volle Aufmerksamkeit erfordern.

Abi-Protestaktion eine typische Reaktion der "Generation Schneeflocke"

Schule und Bildung
Wer sich von anderen abheben will, muss dies mit besonderen Leistungen rechtfertigen.

In der gestrigen Ausgabe des Dingolfinger-Anzeigers habe ich ebenfalls einen kleinen Artikel zu diesem Thema gefunden. Bildungsexperte und Buchautor Josef Kraus prangert die Schüler-Petition auf das Schärfste an. Die erste Reaktion des früheren Rektors des Gymnasiums Vilsbiburg (Kreis Landshut) auf die Schülerproteste sei gewesen: "Typisch Generation Schneeflocke".  Sie verstehe es, auf höchstem Niveau zu jammern, frei nach dem Motto: "Wenn wir jetzt richtig trommeln, dann kriegen wir das durch". Auch er bewertet die Abitur-Mathe-Prüfung als eine "mit fairen Aufgaben, die durch den Lehrplan und vom Unterricht her abgedeckt sind". Kraus geht sogar soweit, dass er sagt: "Wenn einer solch eine Textaufgabe semantisch nicht versteht, dann gehört er nicht zum Abitur zugelassen" 

Auch die Politik rügt er dahingehend, dass Abiturienten zwar studienberechtigt , aber nicht unbedingt studienfähig seien. Deswegen richtet er einen Appell bezüglich Einigung der Bundesländer auf strengere Maßstäbe an Gymnasien. Er wagt es zu bezweifeln "ob das Abitur des Jahres 2019 mehr wert ist, als ein Realschulabschluss von vor zwanzig oder dreißig Jahren".

Auf der Internetseite von Stern/Neon bezeichnet Kraus die Schüler-Aktion als "Affenzirkus", an der sich dubioser Weise allein in Bayern 55.000 mit ihrer Unterschrift beteiligt haben, obwohl es im Freistaat nur 37.000 Abiturienten gibt. 

"Sie merken, wenn sie Zirkus machen, tanzt die Politik vielleicht nach ihrer Pfeife" so beurteilt der Bildungsexperte die protestierenden Abiturteilnehmer, die auf noch leichtere Aufgaben als die Vorjahre hofften.  Eine Wiederholung der Prüfungen lehnten sie jedoch kategorisch ab. Sie erwarteten sich lediglich bessere Noten. "Auf ihren geplanten Sommerurlaub wollten sie dann doch nicht verzichten" meinte Kraus höhnisch, wobei er auf den Greta-Klima-Streik anspielte. Dass sie mit der Petition der "Friday for Future"-Fraktion einen Bärendienst erwiesen haben, wird ihnen nicht so recht bewusst sein. Nur meckern und aufmüpfig sein, Schule schwänzen und eigentlich nicht so recht wissen, warum, macht auf Dauer keinen guten Eindruck.

 

Übrigens: Ich habe im allwissenden Wikipedia nachgeschaut. Der Begriff "Generation Schneeflocke" wird folgendermaßen erklärt: Als Generation Snowflake  wird in den USA die um 1990 geborene Generation bezeichnet, die oft als emotional hochverletzlich, psychisch fragil und wenig resilient wahrgenommen wird. Insbesondere wird ihr nachgesagt, dass sie häufiger als frühere Generationen beleidigt und nicht bereit sei, sich mit Ansichten auseinanderzusetzen, die ihren eigenen widersprechen. Ich hätte dabei den Begriff "in Watte gepackt" vermutet.

Das Abitur ist nicht mehr die Königsklasse der schulischen Abschlüsse

Abitur
Mein inzwischen 19jähriger Enkel David hat nach einem guten Realschulabschluss eine Lehre als Kaminkehrer begonnen.

Was ich nicht verstehe ist, dass die jungen Menschen, kaum dass sie in die Schule kommen, egal ob sie das geistige Rüstzeug dazu haben, oftmals von den Eltern zum Abitur und Studium regelrecht hin getrimmt werden. Der Grund liegt wahrscheinlich an der kursierenden Meinung, mit einem Hauptschulabschluss schlechtere Karten bei einer Bewerbung zu haben. Inzwischen scheint jedoch das Abitur an Wertigkeit zu verlieren, weil die Zahl der Abiturienten in Deutschland stetig ansteigt und damit auch die Bewerberzahl auf begehrte Studienplätze. Das Abitur ist offensichtlich der neue Hauptschulabschluss. Währenddessen suchen Berufsausbilder händeringend nach Auszubildenden. Deshalb sollten sich die jungen Leute zu Recht hinterfragen, ob sie lieber in einem Studium ihr theoretisches Wissen vertiefen wollen  oder eine duale Ausbildung und den direkten Berufseinstieg wagen, wobei diese Variante ein anschließendes Studium nicht ausschließt. Beides hat, wie Vieles im Leben, Vor-und Nachteile. Ein Vorteil von einigen ist zum Beispiel, sofort mit der Ausbildungsvergütung über eigenes Geld zu verfügen. Ein weiterer, wichtiger Aspekt ist, weniger auf die gewiss gut gemeinten Ratschläge zu hören, sondern den Weg zu wählen, der am besten zu sich selbst, den eigenen Interessen und Begabungen passt. Keineswegs sollte man sich zu Entscheidungen drängen lassen, die anderen besser gefallen würden oder den Lebensweg gehen wollen, den andere für einen auswählen. Mit einem Hauptschulabschluss hat man derzeit ebenso viele Chancen wie beim Abitur, was aus sich zu machen, sofern man das will. Qualifizierung und Fachwissen ist meiner Meinung nach derzeit besser gefragt, als theoretisches Schulwissen, obwohl man seinen Kenntnisstand so und so immer wieder und sein ganzes Leben lang aufstocken und erweitern kann. Besonders das Handwerk muss meines Erachtens wieder besser wertgeschätzt werden. Das arbeitende Volk sollte dem studierendem gleichgestellt werden. Ansonsten wird es später mal ganz schlecht ausschauen, wenn man zwar vielleicht viel Geld verdient, aber um sich ein zu Haus bauen, sich seine Wohnung putzen oder die Großeltern pflegen zu lassen,  niemand mehr findet, der es macht. Und nicht jeder der blitzgescheit ist und sich Professor nennt, ist lebenstauglich. Er braucht arbeitende Leute um sich, die ihm für seine Arbeit den Rücken frei halten. Wie kläglich kürzlich eine Lehrerin bei der RTL-Sendung "Wer wird Millionär" versagt hat, bestätigt, dass es in dieser Berufssparte mit dem Allgemeinwissen nicht immer gut bestellt ist. Sie tat mir direkt leid, wie sie von Günther Jauch beim "Lehrer-Special" verrissen wurde und dann auch noch auf den vermeintlich klugen Banker reingefallen ist. Auch die andere Lehrer-Kandidaten haben sich nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, denn die erreichte 125.000 Euro Marke wurde schon von Quizteilnehmern bewältigt, die in der Berufsklassifikation als niedriger eingestuft werden, als Lehrer.  Fazit: Ein Abitur und ein Studium ist kein Freibrief für ein "gescheites" Leben und man darf nicht alle Menschen über einen Kamm scheren, wenn es um Beurteilung und Wertschätzung geht. Der menschliche und individuelle Aspekt darf dabei nicht verloren gehen.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich will niemand persönlich angreifen. Im Gegenteil: Jeder junge Mensch, der sein Bestes beim Lernen gibt, hat meinen vollen Respekt und meine Hochachtung. Mir geht es regelrecht um die derzeitige Entwicklung, die meines Erachtens falsch läuft und wahrscheinlich mehr Verlierer als Gewinner hervorbringt. 

 

"Herzlichen Glückwunsch allen Schülern und Schülerinnen zur bestandenen Prüfung und viel Erfolg in der Zukunft- egal ob Abitur oder Hauptschulabschluss!"