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Schaut, schaut - es hat der Storch ein schönes Nest gebaut

Bayern, Heimat, Tradition, Brauchtum - gestern, heute, morgen

Familienplanung in eigener Sache - Familie Adebar bekommt Zuwachs

Natur und Umwelt
Intensive Vorbereitung für den Storchen-Familienzuwachs

Vor Kurzem habe ich im Dingolfinger-Anzeiger gelesen, dass sich auf dem Turm der Brauerei Krieger in Landau/Isar ein Storchenpaar eingenistet hat, für die man einen Namen gesucht hatte. Sie heißen Sissi und Franz, wie das österreichische Kaiserpaar des 19. Jahrhunderts.  Auch in Straubing hat sich auf dem Dach des Weytterturms ein Pärchen zwecks Familienplanung in eigener Sache niedergelassen. Die benachbarte Polizei - so hieß es - hat ein wachsames Auge auf sie, damit ihnen nichts passiert.

Als wir unlängst mit unserer Enkelin Julie zur Eisdiele in Geiselhöring gingen, sahen wir auf dem Storchenturm unweit des Rathauses den Hort aus Reisig hoch über den Dächern der Stadt. Damals stand er noch leer, aber wir haben zu einem anderen Zeitpunkt die Weißstörche, die übrigens auf der roten Liste der gefährdeten Brutvögel stehen, beobachten können. Die anmutigen Großvögel gelten als Frühlingsboten und Glücksbringer. Schön, finde ich, zumal das Storchenpärchen in Geiselhöring alljährlich wiederkehrt.

In manchen Dingen könnten Menschen von Störchen lernen

Meine neue Heimat Perkam/Rain liegt im Kleinen Labertal, das als Besonderheit seine Störche aufzuweisen hat. Es ist einer der Verbreitungsschwerpunkte des Weißstorches in Niederbayern. Regelmäßig besuchte Horste finden sich in Pfaffendorf und Laberweinting. Nicht von ungefähr, denn die Störche brauchen die Bedingungen, wie sie diese im Kleinen Labertal vorfinden. Ein Storchenpaar benötigt rund 200 Hektar feuchtes, nicht landwirtschaftlich genutztes Grünland in der Nähe des Hortes, um ausreichend Nahrung zu bekommen. Allein ein Jungstorch vertilgt ein Pfund Lebendfutter pro Tag. Auf ihrer Speisekarte stehen Froschlurche, Eidechsen, Schlangen, Fische, Regenwürmer, große Insekten und ihre Larven.

Was Weißstörche vielen Menschen voraus haben: Sie sind sowohl ihrem Partner, als auch ihrem Nistplatz treu. Das Nest wird vom Männchen und dem Weibchen gemeinsam gebaut. Die Brutzeit der Störche dauert von Anfang April bis Anfang August. Sie dauert 32 oder 33 Tage. Sie legen meist drei bis fünf Eier, die sowohl von den Männchen, als auch von den Weibchen bebrütet werden. Beneidenswert, oder? Aus meiner Sichtweise durchaus auch für die menschliche Herrenwelt befürwortbar, sofern es denn möglich wäre. Auch für den Babysitter ist im ersten Lebensmonat der Jungen gesorgt. Ein Altvogel wacht mit Argusaugen über die Brut. Freilich will man als Mutter nicht, dass die Kleinen schon nach zwei Monaten flügge werden, aber solange wie es bei den Menschenkinder manchmal dauert, das muss auch nicht sein. Die gefiederten Nesthocker werden danach auch nur noch ein paar Wochen mit Nahrung versorgt, bis sie in die Selbständigkeit entlassen werden.

Als stattlicher erwachsener Stelz-oder Schreitvogel weist der Weißstorch eine Höhe von 80 bis 115 Zentimeter auf. Seine Flügelspannweite beträgt 195 bis 215 Zentimeter. Er nutzt wie ein Segelflieger die Thermik und steigt mit unbewegten Flügel hoch in den Himmel empor.

Der Storch bringt keine Kinder, er kümmert sich um seine eigenen

Meister Adebar, wie der Storch in der Fabelsprache heißt, hat einen besonderen Ruf; er soll angeblich die Kinder bringen und den Müttern ins Bein beißen. Zumindest war es zu meiner Kinderzeit so. Meinen Kindern habe ich das nicht mehr erzählt und heute wissen bereits die kleinen Kinder, dass sie aus dem Bauch der Mama gekommen sind. Das ist gut so, weil es die Wahrheit ist. Eine Lüge ist meines Erachtens nicht notwendig. Kinder verstehen mehr als man meint.

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Einen festen Mietvertrag hat das Ehepaar Adebar auf dem Storchenturm in Geiselhöring

Der Dichter und Schullehrer Karl Enslin (19.Jahrhundert) hat dem Storch folgendes Gedicht gewidmet:

 

Es hat der Storch sein Nest gebaut.

Und als er froh umher nun schaut,

hoch über allen Häusern,

da sitzt vor ihm ein kleiner Spatz

und bittet um ein wenig Platz.

Zum Nestchen in den Reisern.

 

Da spricht der Storch:

Mein Nest ist groß.

Du bist ein kleines Vöglein bloß.

Ich tu dir nichts zuleide, du bist in gutem Schutz bei mir.

Kein Mietgeld nehme ich von dir. Ist Platz da für uns beide.

 

Das Spätzlein dankt und baut sich an.

Der Storch hat ihm kein Leid getan. Und hat ihn nicht verstoßen.

Sie wohnten beide lange Zeit in Frieden und in Ewigkeit.

Der Kleine bei dem Großen.