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Siegfrieds Mechanisches Musikkabinett in Rüdesheim

Von Bayern nach Rhein, Main und Mosel unterwegs

Selbstspielene Musikinstrumente waren Wendel's große Leidenschaft

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Siegfried Wendel hat sich seinen Traum selbstspielender Musikinstrumente verwirklicht

Gemessen an der Zeit, die wir zur Verfügung hatten, um Rüdesheim zu erkunden, bis unser Schiff wieder die Anlegestelle verlassen musste, hatten wir sehr viel Bemerkenswertes gesehen. Was wir auf keinen Fall versäumen wollten, war das mechanische Museum des am 10. Oktober vergangenen Jahres verstorbenen Siegfried Wendel zu besuchen, das im Brömershof beheimatet ist.

Die kuriose Idee dazu ist auf dessen Hochzeitsreise entstanden. Zusammen mit seiner Frau Gretel besuchte er  Mitte der 60er-Jahre ein Freilichtmuseum in Los Angeles. Ein Haus, das aussah wie ein Saloon, hatte es wortwörtlich in sich. Ein ganzes Arsenal mit Player-Pianos beeindruckte Siegfried Wendel so sehr, dass er sich entschloß,  diesen langgehegten  Traum zu verwirklichen. Seit es Musikinstrumente gibt, versucht der Mensch, diese selbstspielend zu gestalten. Die Triebfeder war dabei nicht die technische Spielerei, sondern vielmehr die Freude an der Musik. Die ältesten noch erhaltenen mechanischen Musikinstrumente sind die Glockenspiele in den Monumentaluhren des späten Mittelalters. In der Renaissance schufen Kunsthandwerker in Augsburg wertvolle Musikautomaten.und selbstspielende Spinette., die über Stiftwalzen gesteuert wurden.

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Siegfried Wendel eröffnete 1969 das Erste Deutsche Museum für mechanische Musikinstrumente

Am 17. Oktober 1969 öffnete das "Erste Deutsche Museum für mechanische Musikinstrumente" im Heimatmuseum Hochheim am Main, das im Dalheimer Klosterhof beheimatet war. Schon 1971 wurde der Platz zu klein und Siegfried Wendel vergrößerte es im ehemaligen Fischle-Weingut. Auch diese Location war noch nicht ideal. Als der Museumsinhaber erfuhr, dass in Rüdesheim das ehemalige Gebäude der Winzergenossenschaft zu vermieten sei, ergriff er sofort. die Gelegenheit. Er mietete es 1973 an und taufte die beträchtlich angewachsene Sammlung seiner Raritäten in ,,Siegfrieds Mechanisches Musikkabinett" um, mit dem Hintergedanken, die Attraktivität zu erhöhen. Obwohl dies nicht sofort gelang,  erfuhren die Gäste, nachdem entsprechende Kontakte mit Reiseunternehmen geknüpft wurden, immer mehr von diesem Museum der musikalischen Art.

Bundesweit bekannt wurde Siegfried Wendel, als ihn der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt zu seinem Gartenfest nach Bonn einlud. Im Palais Schaumburg in Bonn überzeugte er die Zuhörer mit einem Konzert, dargeboten mit ausschließlich mechanischen Musikinstrumenten. Die Konsequenz daraus war, das die Räumlichkeiten schon wieder zu eng wurden.

So kam Wendel das Entgegenkommen einiger Verantwortlicher der Stadt Rüdesheim gerade recht, als ihm die heimlich favorisierte Immobilie angeboten wurde.

Das Mechanische Musikkabinett in der Drosselgasse ist ein Besuchermagnet

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Siegfrieds Mechanisches Musikkabinett wird gerne und zahlreich besucht

Es konnte kein geeigneteres Domizil für "Siegfrieds Mechanisches Musikkabinett" geben, als den Brömserhof, des sich unweit der berühmten Drosselgasse befindet. Teile des Gebäudes, einstmals ein Römersitz, stammen aus dem Jahr 1310. Es hat sich als richtig erwiesen, ein drittes Mal umzuziehen. Die Besucherzahlen steigen kontinuierlich.

Etwa 130.000 Besucher pro Jahr bestaunen seine 350 Instrumente, angefangen von der Spieluhr aus dem 18. Jahrhundert bis zur wuchtigen Jahrmarktsorgel. Seit 1998 ist die Familie Wendel nicht mehr Pächter, sondern Besitzer des Brömserhofes. Der Bestand des Museums an diesem historischen Standort ist gesichert, weil nicht nur die Witwe von Siegfried Wendel die Begeisterung für mechanische Musikinstrumente teilt, sondern auch sein Sohn Jens und seine Enkelin Lena und sein Enkel Lucas.  Auch sie wollen gerne Verantwortung für das Museum übernehmen, um noch viele Fans dieser "Ton-Schätze" zu erfreuen.