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Fest steht und treu die Wacht am Rhein hoch über Rüdesheim

Von Bayern nach Rhein, Main und Mosel unterwegs

Oberhalb den Reben schweben zum Niederwalddenkmal hinauf

Reisen
Mit der Retro-Seilbahn hoch zum Niederwalddenkmal gondeln

In der Tristesse des heutigen grauen, verregneten Novembertages denke ich wieder einmal an die schöne Schiffsreise auf Mosel, Rhein und Main zurück.

"Über den Reben schweben" mit diesem Slogan hat die Seilbahn in Rüdesheim nicht zu viel versprochen, als wir in einer offenen Kabine im Retrolook 200 Meter den Berg hinauf zum Niederwalddenkmal gondelten. Sie wurde 1953, als sie die alte, im 2. Weltkrieg demolierte Zahnradbahn ablöste, als "Wunderwerk der Technik" gefeiert. Allerdings schwebten die Gondeln nur 9 Meter über den Rebenfeldern. So musste die Bahn bei der Ernte angehalten werden, weil sie sonst mit den Maschinen der Winzer in Konflikt geraten wären.  Im Jahr 2005 erfuhr die Seilbahn eine Erneuerung und seitdem ist die Distanz der insgesamt 85 Gondeln dieser nostalgischen Freiluft-Seilbahn zu den Rebstöcken 14 Meter, die in der Stunde bis knapp 800 Personen befördern kann. Die Strecke beträgt 1373 Meter.

Amüsant ist die Tatsache, dass für den weltbekannten amerikanischen US-Sänger Elvis Presley, der kurze Zeit als GI in Deutschland stationiert war, diese Seilbahn und ihre Gondeln eine Rolle spielte. Er hat sie zwar nie gesehen, doch für den Film "GI's Blues" ließen die Filmproduzenten den Star aus Memphis/Tennessee per Fotomontage erst in Rüdesheim mit dem Dampfer ankommen und dann romantisch singend auf der Seilbahn fahren.

Hoch über dem Rheinufer in Rüdesheim thront die Germania

Imposant thront die Germania auf dem Niederwalddenkmal oberhalb der Weinberge
Imposant thront die Germania auf dem Niederwalddenkmal oberhalb der Weinberge

Neben dem wunderbaren, atemberaubenden Panoramablick erforderte das Niederwalddenkmal unsere volle Aufmerksamkeit, weil es ein markanter Punkt der jüngeren, deutschen Geschichte und eine Sehenswürdigkeit ist, die man sich anschauen sollte. Knapp ein halbes Jahr vor dem 18. Januar 1871 hatte Frankreich den Preußen den Krieg erklärt. Dies war der Anstoß für die Gründung des Deutschen Reiches. Nach dem Sieg der Deutschen über die französischen Truppen wurde der Gründungsfestakt im Spiegelsaal des Schlosses Versailles begangen. Zum ersten Kaiser machte man den bis dahin in Preußen regierenden Wilhelm I. Aus dem zuvor losen Bund unabhängiger Fürstentümer wurde dadurch der erste geeinte Nationalstaat auf deutschem Boden.

Die herausragende Figur des Niederwalddenkmals ist die Germania. Die seit der Antike als Symbol für die germanischen Völker stehende Personifikation steht auf dem oberen Sockel des Denkmals. Neben der Widmung auf dem Sockel unter ihr steht der Liedtext von ,,Der Wacht am Rhein" in Stein gemeißelt, der mit dem Satz ,,Es braust ein Ruf wie Donnerhall" beginnt und sehr treffend den damaligen Konflikt mit Frankreich beschreibt.

Die Einweihung des Denkmals am 28. September 1883 verlief nicht ohne Pannen. Anarchisten hatten einen Sprengstoffanschlag auf Kaiser Wilhelm I. geplant, der bei den Feierlichkeiten eine Rede halten wollte. Das Attentat schlug allerdings wegen feucht gewordener Zünder fehl. Dennoch ging die Rede nicht ungestört vonstatten, weil die Salutschüsse aufgrund eines falsch verstandenen Handzeichens zu früh abgefeuert wurden. Deshalb wurden die letzten Wort der Rede im Denkmal für die Nachwelt verewigt.

Nationale Denkmäler dienen der Erinnerungskultur.

Man kann zugegebenermaßen gespaltener Meinung darüber sein, ob die heutige Zeit, ob Demokratie überhaupt nationale Denkmäler braucht und wie man mit dieser Erinnerungskultur umgeht. Ich denke, Denkmäler belegen die jeweiligen Zeitepochen und deren Persönlichkeiten, ob sie nun heute für gut oder schlecht erachtet werden. Auch in der heutigen Parteienlandschaft findet man unangenehme Zeitgenossen, die es nicht wert wären, in die Geschichte einzugehen. Und trotzdem setzen sie sich Denkmäler und wird über sie später einmal nachzulesen sein. Ob es jedoch von Interesse ist, kann allerdings jeder für sich entscheiden.

Die Gondelfahrt mit Panoramablick über den Rhein und die Weinberge ist unvergesslich