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Mit Flügelschwung ab in den Süden, der Sonne hinterher

Bayern, Heimat, Tradition, Brauchtum - gestern, heute, morgen

Zugvögel scharen sich vor Abflug zur Lagebesprechung zusammen

Zugvögel
Zugvögel schmieden ihre Reisepläne auf Fernsehantennen

Seit ich mein Berufsleben zurückgelassen habe und sozusagen vogelfrei bin, gehe ich wieder viel mehr mit offenen Augen durch die Welt. Obwohl wir in unserem früheren naturbelassenen Garten jede Menge Bäume hatten, indem sich unzählige Vögel tummelten, von der Amsel angefangen bis Specht und Co., fanden sie meinerseits nicht die gebührende Beachtung. Erst jetzt, in der Neubausiedlung, in der wir jetzt wohnen, sind mir die Vogelscharen aufgefallen, die sich auf den umliegenden  Antennenanlagen der älteren Häuser sammelten. Ich habe es so interpretiert, dass sie  sich zu einer Lagebesprechung für ihren bevorstehenden Flug in den Süden zusammenbestellt haben. Es gibt aber auch welche, die schon im Juli weggeflogen sind. Diese fliegen meist allein und nachts und sind deshalb nicht zu sehen.

Zugvögel haben zunehmend Ernährungsprobleme und Wohnungsnot

Laut Recherche sammeln sich die Zugvögel jetzt im September, um in ihr Winterquartier aufzubrechen. Die meisten unserer heimischen Vogelarten gehören dazu, wobei jede ihre eigene Zugstrategie hat. Diese muss nicht erlernt werden, sondern ist angeboren. Wer jetzt denkt, dass sie den ungemütlichen Temperaturen entfliehen, irrt. Der Grund ist der, dass sie hier nicht genug Futter finden. Schnee, Kälte und die kürzer werdenden Tage erschweren ihnen die Suche nach Insekten und Samen.

Es gibt Lang-und Kurzstreckenzieher. Von den erstgenannten ziehen jedes Jahr zwei Milliarden von Europa nach Afrika. Dazu gehören zum Beispiel Weißstorch, Kuckuck, Mauersegler und Nachtigall. Kranich, Kiebitz, Feldlerche, Star und Hausrotschwanz zählen zu den Kurzstreckenziehern. Sie überwintern in Westeuropa oder am Mittelmeer. Sie fliegen im Herbst und kommen im Februar wieder zurück, jedoch hängen die Abflugs-Zeiten vom Wetter ab.

Tausende von Kilometern können Zugvögel zurücklegen. Sie fliegen ohne Karte und Kompass über Flüsse, Meere und Gebirge, ohne sich zu verirren. Sie folgen ihrem angeborenen Zuginstinkt. Selbst ihre in Käfigen gehaltenen Artgenossen, verspüren diese Reiselust und werden zur gegebenen Abflugzeit unruhig, selbst wenn sie nie in Freiheit gelebt haben.

Gefiederte Freunde mit integriertem Navigationssystem

Zugvögel haben einen hervorragenden Orientierungssinn. Sie richten sich nach Sonnenstand und Sternenhimmel. Wie ihr Navigationssystem bei schlechtem Wetter funktioniert, rätseln anscheinend selbst Wissenschaftler noch.

Die Küstenschwalbe, so haben Forscher anhand von eingepflanzten Sendern  festgestellt, kann einen Rekord für sich verbuchen. Sie fliegt von der Arktis bis zur Antarktis, das sind rund 40.000 Kilometer.

Die längste Strecke - Nonstop wohlgemerkt - von Alaska nach Neuseeland legte bisher die Pfuhlschnepfe zurück. Ohne Nahrung und Flüssigkeit zu sich zu nehmen, flog sie 11.000 Kilometer. Sie brauchte dafür 9 Tage.

Was es mit der V-Formation auf sich hat, die man bei Wildgänsen, Kranichen und Kormoranen beobachten kann, ist so zu erklären: Hinter einem großen fliegenden und erfahrenen Vogel entsteht Aufwind. Die Vögel dahinter müssen sich demzufolge weniger anstrengen. Sie sparen damit rund 30 Prozent der Energie. Deswegen wechseln sie sich ständig ab und sie fliegen auch nie direkt hintereinander, sondern schräg versetzt.

Es ist interessant, sich mit diesen Tieren und ihren Eigenarten zu beschäftigen, obgleich ich natürlich nur einen kleinen Teil darüber herausgefunden habe. Aber seit ich ihnen neulich lange zugesehen habe, bin ich mir sicher, dass sie sich miteinander verständigen können. Sie werden ihre Reiserouten besprochen haben, kann ich mir vorstellen.