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Am liebsten war dem Münchner Händler Karl Greif die lange Sieglinde

Bayern, Heimat, Tradition, Brauchtum - gestern, heute, morgen

Karl versorgte seine Kunden 66 Jahre mit frischem Obst und Gemüse

Karl trat in die Fußstapfen seiner Mutter und versorgte ein Leben lang als Münchner Gemüsehändler seine Kunden mit frischer Ware
Karl und Traudl Greif verschlug es im Krieg nach Aign und Bubach Landkreis Dingolfing-Landau

 

Als der heute 87-jährige Kartoffel-König Karl Greif vom Münchner-Westend am Samstag, den 9.August 2014 seinen kleinen Gemüseladen im Hinterhof in der Schwanthalerstraße aus Altersgründen dicht machte, waren viele seiner Stammkunden traurig.

 

Als junger Spund stieg er im Alter von 18 Jahren im Jahr 1948 in das Geschäft seiner Mutter ein, das damals noch 200 Meter runter in der Schwanthalerstraße seinen Standort hatte. Sie hat ihm den Wert ,,der tollen Knolle" vermittelt, mit der sie viele Leute über einige Kriegswinter gebracht hatte.

Sie hatte ausschließlich Kartoffeln verkauft, die sie anfangs mit dem Pferdekarren und später mit dem Lieferwagen zu den Kunden brachte. Karl war ihr dabei stets eine wertvolle und fleißige Hilfe. Zu ihrer Freude machte er weiter, was sie aufgebaut hatte. Der Grundstock für die Nähe zur Landwirtschaft und deren Erzeugnissen wurde bereits in seiner Kindheit gelegt.

Bei der Kinderlandverschickung verschlug es Karl nach Niederbayern

Im Rahmen der Kinderlandverschickung kam er, sein Bruder und seine Schwester nach Niederbayern. Genauer nach Bubach, einem Ortsteil von Mamming (Landkreis Dingolfing-Landau). Im landwirtschaftlichen Anwesen von Johann und Anna Lichtinger fanden sie eine Bleibe, um den Bomben und Verwüstungen in München zu entfliehen. Das Interesse für landwirtschaftliche Arbeiten und das dörfliche Leben erhielt er sich bis heute. Jedes Jahr besuchte er die Lichtingers. Auch uns, wo mein Mann schon wieder zu deren Nachkommen gehörten. Er kennt die Hausnamen und deren Bewohner der Adressen besser als die jüngere Einheimischen-Generation. Nicht nur Bubach ist ihm bis heute im Herzen geblieben, sondern auch zum Weiler Aign bei Landau/Isar hat er einen besonderen Bezug. Bis voriges Jahr gingen wir mit ihm querfeldein spazieren bzw.fuhren wir zuletzt, um die Stätten seiner Vergangenheit aufzusuchen. Obwohl er nur knapp über zwei Jahre hier war, haben sie ihn geprägt. Immer wieder erzählt er, dass er gerne Bauer geworden wäre.  Als eine gute Alternative entpuppte sich die Option als Kartoffelhändler.

 

 

BU: Der Münchner Kartoffel-König Karl Greif war bis vor Kurzem noch gerne zu Besuch in Niederbayern, wo er als 13-jähriger im Rahmen der Kinderlandverschickung weilte (auf dem Foto mit seiner Schwester Traudl)

 

Qualität statt Quantität - Karl kaufte gerne direkt bei den Bauern

Gerne besuchte er die Bauern in Ober-und Niederbayern, um ihnen ihre Kartoffeln abzukaufen, um sie dann in seinem Geschäft anzubieten. Qualität statt Quantität, Frische statt Konservierung war stets seine Maxime. Von allen Sorten, die vornehmlich weibliche Vornamen trugen, war ihm die ,,Siglinde", die festkochende Salatkartoffel, am liebsten. Leider gab es nach und nach immer weniger Landwirte, die Kartoffel anbauten. Er war gezwungen, sich seine Ware anderweitig zu beschaffen. So fuhr er schon seit vielen Jahren jeden Morgen in aller Herrgottsfrüh zur Münchner Großmarkthalle, um seine Kundschaften mit Kartoffeln und frischem Gemüse und Salat versorgen zu können, einem kleinen unverbindlichen Ratsch inbegriffen. Gerade wegen diesem fast schon freundschaftlichen Kontakt mit den Leuten fiel ihm das Aufhören so schwer. Es hielt ihn jung und vital, auch wenn seine Knochen und sein Rücken mit zunehmenden Alter immer öfter anderer Meinung waren. Heute bleiben ihm nur mehr die Erinnerungen und die Ereignisse seines über 60-jährigen Wirkens, in dem ihn seine Frau Hilde stets helfend zur Seite stand. Eine Anekdote daraus ist eine Kollision mit einem LKW, der ihren kleinen Lieferwagen zum Kippen brachte. Dabei sind tausende Kartoffeln über den Stachus gekugelt.

Leider ist Karl Greif gesundheitlich nicht mehr in der Lage,  nach Niederbayern zu kommen. 2015 war es das letzte Mal, dass er bei uns in Bubach war.